Samstag, 6. Juli 2019

Der Darm als Zentrum der Gesundheit des Hundes


Wenn Du einen IBD-Hund hast, einen Allergiker, einen Haut-Patienten oder einen Vierbeiner, der sich laufend Infekte einfängt, dann kann Dir fast immer geholfen werden!

Die gesamte Körperoberfläche des Hundes, aber auch Schleimhäute, der Harntrakt und die Atemwege sind von Bakterien besiedelt. Die größte Anzahl an Keimen findet man aber im Darm.
25% der Kotmenge besteht aus Bakterien. Im Hund leben 10-mal so viele Bakterien wie er selbst Zellen besitzt.
Erst in den letzten Jahren schießen Studien zum Mikrobiom beim Menschen - aber auch schön langsam beim Tier - wie Pilze aus dem Boden. Das liegt daran, dass erst jetzt - mit neuen Methoden - Keime nachgewiesen werden können, von deren Existenz wir früher nichts wussten.

Viele Erkrankungen sind mit einer veränderten Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms ursächlich verbunden.
  1. Die Darmgesundheit selbst
  2. Die Nährstoffversorgung des Hundes
  3. Die Funktion des Immunsystems (Infekt-Anfälligkeit, Allergien etc.)
Gerade der letzte Punkt lässt erahnen, wie groß der Einfluss auf alle Erkrankungen sein muss. Ganz besonders für chronische und wiederkehrende Beschwerden.

Aus meiner Praxiserfahrung kann ich sagen, dass bei so gut wie jeder chronischen Erkrankung eine Therapie des Darms zu einer deutlichen Besserung führt.

Gerade bei Allergikern, chronischen Darmerkrankungen wie der IBD (Inflammatory Bowel Disease), Hauterkrankungen und vielen anderen Beschwerden führt eine gut durchgeführte "Darmsanierung" fast immer zum Erfolg.
Ich habe in der Praxis etliche Allergiker, die wieder viele Futtermittel vertragen, die sie bisher nicht  fressen konnten ohne allergisch zu reagieren. Und das ohne jegliche Medikamentengaben.

Leider beginnen die veterinärmedizinischen Labore erst jetzt, entsprechende Analysen zu erstellen. Bisher mussten wir auf humane Labors ausweichen, die sich mit dem Thema schon länger befasst haben.

Das Um und Auf ist eine gute Kot-Analyse vor dem Beginn einer Therapie und leider ist die Behandlung zeitaufwändig, da über die Zeit viele Präparate (Nahrungsergänzungen) nötig sind.

Leaky Gut-Syndrom

In vielen Fällen leiden die Tiere bereits an einem Leaky Gut-Syndrom (durchlässig gewordener Darm) - speziell die Allergiker.
Dann muss der erste Schritt zunächst in der Heilung und Regeneration des Darms liegen. Erst danach beginnen wir mit der Verabreichung der passenden Probiotica - je nach erstelltem Befund.
Medikamente sind aus meiner Erfahrung in der Regel dazu nicht nötig. Gerade sie belasten das Mikrobiom oft massiv - speziell die häufig verwendeten Antibiotika, aber auch der sogenannte "Magenschutz" beeinflusst die Verdauung negativ, weil schlecht verdautes Futter in den Darm gelangt.

Eine Besserung mit den ersten Präparaten (v,a. Nährstoffe für die Regeneration des Darms) zeigt sich nach Beginn der Behandlung meist innerhalb von wenigen Tagen. Die Entwicklung eines wirklich stabilen Zustands braucht aber seine Zeit. In den meisten Fällen geht eine "Darmsanierung" daher über 5-6 Monate. Erst dann sieht man auch bei Allergikern eine Besserung des Juckreizes.


Fütterung

Die Fütterung ist ein ganz wesentlicher Faktor sowohl bei der Heilung, als auch bei der Entstehung einer Dysbiose (Fehlbesiedlung des Darms). Nichts kommt so häufig in den Darm wie die Nahrung. Daher bietet uns die Fütterung die Möglichkeit, vieles wieder gut zu machen.

Eigentlich logisch, dass Konservierungsstoffe und andere Zusätze im Fertigfutter den sensiblen Bakterien nicht besonders zuträglich sind.
Aber auch rohes Futter ist in dieser Situation keine gute Idee, weil eingeschleppte Fremdkeime die schlechte Darmbesiedlung "schamlos ausnützen" und sich ansiedeln können.
Viel Fleisch in der Ration fördert Bakterienarten (z.B. Clostridien), die häufig Toxine bilden, die wiederum die Darmwand schädigen.
Die meisten gewünschten Bakterien verstoffwechseln v.a. Rohfaser (z.B. aus Gemüse). Sie bilden dabei zum Teil Stoffwechselprodukte, die entzündungshemmend wirken und einen Schutz für die Schleimhautzellen des Darms bilden. Nebenbei bilden sie auch kurzkettige Fettsäuren, die die Darmzellen als Energiequelle nützen können und die bis zu 30% des Energiebedarfs des Hundes decken können.

Was wäre also die optimale Ernährung?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, weil sie auch davon abhängt, welche Erkrankungen noch zusätzlich bestehen. Generell kann ich aber aus der Praxiserfahrung sagen, dass die meisten Tiere mit selbst gekochtem Futter oder gutem Dosenfutter ohne Zusätze gut zurecht kommen. Dabei sollte die Qualität nicht nur danach beurteilt werden, dass möglichst viel Fleisch enthalten ist. Denn leider sind gerade die so gefütterten Hunde meine häufigsten Kunden. Ich selbst gebe zu jeder guten Dose (ich verwende Pet-Fit) mindestens noch 10-15% Gemüse hinzu.
Wenn in der Kot-Analyse massiv Clostridien nachweisbar sind, starte ich auch fleischlos für die ersten 2-3 Wochen. Damit hungert man Eiweiß liebende Bakterien aus und kann auf Antibiotika verzichten.
Doch Vorsicht: Nicht bei jedem Hund klappt das gut und das Futter muss immer individuell und vorsichtig angepasst werden.

Facit:

Meiner Meinung nach ist eine Darmsanierung ohne vorherige Befunderhebung vergeudete Zeit. Es ist ein bisschen so, als würde ich zu einem Hausbesuch fahren, ohne eine Adresse zu haben.
Mit der Fütterung können wir Vieles verbessern und mit etwas Hilfe sind die Aussichten für IBD- und Allergie-geplagte Hunde durchaus gut, ein Leben ohne Medikamente zu genießen.

Dr. Ines Kitzweger: www.tier-homoeopathie.at