Sonntag, 13. Dezember 2015

Silvesterangst

Angst vor Silvester

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Viele Tiere fürchten sich vor lauten Geräuschen. Silvester ist dann eine besondere Herausforderung und die Reaktionen reichen von leichtem Unbehagen bis zu absoluten Panikreaktionen. Manche Hunde können am 31. Dezember kaum noch Gassi geführt werden und ihre Besitzer leiden natürlich mit ihnen mit.
Immer häufiger sind aber schon den ganzen Dezember und nach Silvester auch weit bis in den Jänner hinein immer wieder Knallkörper zu hören. Für alle Tiere mit „Silvester-Angst“ und deren Besitzer ist das eine tatsächlich starke Belastung.

Was kann gegen Silvester-Angst getan werden?
Grundsätzlich ist die Angst vor knallenden Geräuschen eine sinnvolle Einrichtung der Natur und alle wild lebenden Tiere suchen ganz einfach das Weite. Für unsere Haustiere ist das natürlich nicht möglich, also bemühen wir uns, ihnen das Leben so leicht wie möglich zu machen und sie an die Angst einflößenden Geräusche zu gewöhnen. Was können wir also konkret tun?

1. Kurzfristige Hilfe

Knapp vor Weihnachten ist es für alle langfristigen Strategien, um Ängste abzubauen, leider zu spät. Damit die kommenden Feiertage aber noch halbwegs entspannt anlaufen können, gibt es Gott sei Dank auch einige Möglichkeiten kurzfristig zu helfen.

Richtiges Verhalten des Tierbesitzers
Ganz wichtig ist die Reaktion des Tierbesitzers auf die Angst des Vierbeiners. Je gelassener Sie selbst bleiben und je weniger Aufmerksamkeit Sie von der Angstreaktion Ihres Lieblings machen, desto besser. Wenn Sie Ihr Tier fürchterlich bemitleiden, es streicheln und ihm gut zureden, dann wird es einerseits gleich lernen, dass ängstliches Verhalten die immer ersehnte Zuwendung bringt und wird ängstliches Verhalten möglicherweise auch in anderen Situationen zeigen und außerdem wird Ihr Hund oder Ihre Katze den Eindruck gewinnen, dass diese Knallerei tatsächlich etwas ist, was besonders beachtet werden muss. Also: So tun, als wäre nichts Besonderes los! Bei leichten Angstreaktionen hilft manchmal auch der Versuch, den Knaller positiv zu verknüpfen. Mit einem animierenden „Ja super, jetzt hat es geknallt, da gibt es gleich ein Leckerli“, kann man machen Tieren die Knallerei auch schmackhaft machen. Bei starken Angstreaktionen funktioniert das leider meist nicht mehr. Natürlich macht es aber in jedem Fall Sinn, evtl. Jalousien herunter zu lassen, das Radio aufzudrehen und dem Tier die Möglichkeit zu geben, sich in einen möglichst ruhigen Raum zurückziehen zu können.

Natürliche Substanzen, die zu etwas mehr Gelassenheit verhelfen:
L-Tryptophan ist eine Aminosäure, die im Gehirn zu Serotonin, dem „Glückshormon“ umgebaut wird. Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff im Gehirn und hat unter anderem eine stimmungsaufhellende Wirkung. Cortisol, das bei Stress vermehrt im Blut vorhanden ist, fördert auch noch den Abbau des L-Tryptophans, und verschlimmert so oft auch noch die Angst. L-Tryptophan ist ein natürlicher Baustein von Proteinen (Eiweiß). Die zusätzliche Verabreichung mit dem Futter ist daher eine ganz unbedenkliche Maßnahme. Bereits wenn die ersten Knallkörper zu hören sind, können Sie es in Form von Sedarom sowohl an Hunde als auch Katzen verabreichen.
Beruhigend wirkt auch eine Substanz aus der Milch: das alpha-Casozepin. Erhältlich als Zylkéne 

Akupunktur-Pflaster
Tolle Beruhigung bringen auch Akupunktur-Pflaster. Diese sind zwar für den Menschen gemacht, wirken aber auch bei den meisnten Hunden und Pferden toll. Da sie keine Nebenwirkungen haben, kann man sie auch ohne weiteres bereits in den Wochen vor Silvester anwenden. Nähere Auskünfte dazu bekommen Sie gerne in unserer Praxis.

Homöopathie
Die Homöopathie hält einige Akutarzneien bereit, die je nach Art der Reaktion des Tieres ausgewählt werden. Es ist dabei wichtig, ob ein Tier sich eher versteckt, nicht mehr ansprechbar ist, zittert oder z.B. hysterisch in Panik gerät. Die Wahl der richtigen Arznei ist nicht einfach und sollte daher besser einem auf Homöopathie spezialisierten Tierarzt überlassen werden, um auch den gewünschten Effekt zu haben. Eine konstitutionelle homöopathische Therapie, die schon in der ruhigeren Jahreszeit begonnen wird, hat auf jeden Fall deutlich mehr Aussicht auf Erfolg.

Pheromone
Für Katzen und Hunde gibt es Botenstoffe, die die Tiere beruhigen. Bei der Katze ist es das „Gesichtspheromon“, das auch mein „Köpfchengeben“ in der Umgebung der Katze verbreitet wird, beim Hund das Dog Appeasing Pheromone, das an der Brustdrüse säugender Hündinnen abgegeben wird. Diese können in Form von Verneblern, Sprays oder Halsbändern (Hund) verwendet werden. Meiner Erfahrung nach, wirken sie aber häufig nur bei jungen Tieren wirklich gut.

Bachblüten
Notfall-Tropfen oder Notfall-Tabs helfen bei manchen Tieren wirklich gut, bei anderen leider nicht. Einen Versuch ist es aber sicher wert, wenn L-Tryptophan und homöopathische Arzneien nicht ausreichend helfen.

Beruhigungsmittel
In Fällen, in denen die Tiere sehr leiden können für die Silvesternacht natürlich auch Beruhigungsmittel verschrieben werden. Häufig geht es den Tieren damit aber gar nicht wirklich gut. Sie sind oft bereits körperlich schwer beeinträchtigt, fürchten sich aber trotzdem weiterhin.

2. Langfristige Hilfe

Das Ziel jeder Behandlung sollte natürlich die langfristige Besserung der Silvester- oder Schussangst sein. Auch, weil viele Tiere noch zusätzlich Angst vor Gewitter, manche auch noch vor vielen andern Dingen haben.

Homöopathie
In der Homöopathie gibt es sehr viele Arzneien, die als „konstitutionelle“ Arzneien zu jenen Hunde- und Katzentypen passen, die ängstlich auf verschiedenste Umweltreize reagieren können. Mit der passenden Arznei  können sich dann nicht nur die Ängste nach und nach lösen, sondern gleichzeitig auch körperliche Probleme. Die Wirkung ist langfristig eine Erleichterung für alle betroffenen Tiere. Diese Art der Therapie sollte aber schon lange vor Silvester starten, am Besten im Frühling oder Sommer.

Training
Sehr häufig ist die Angst zu Silvester aber auch eine erlernte Verhaltensweise, die sich über die Jahre immer verstärkt hat, manchmal wurde sie auch durch ein unangenehmes Erlebnis ausgelöst. Mit einem speziellen Desensibilisierungs-Training mit Hilfe von Geräusch-CD´s, die ich an meine Patienten auch verleihe, und speziellem Einzeltraining mit einem guten Trainer können die negativen Verknüpfungen langsam wieder gelöst werden. Wie beim Training von Tieren immer, ist hier aber das Timing neben vielen anderen Details sehr wichtig, um die Angst nicht irrtümlich noch zu verstärken. Deshalb rate ich unbedingt dazu, die Hilfe eines Profis in Anspruch zu nehmen. Links zu empfehlenswerten Tiertrainern finden sie in meiner Linksammlung.